Unglaublicher Radkollege
Wir müssen durch den 3,7 Kilometer langen Tunnel Munt la Schera. Eine kleine Autoschlange hat sich zwischenzeitlich gebildet, wir fahren zum Tunneleingang, die Ampel ist noch auf Rot geschaltet, der Verkehr wird immer nur in eine Richtung geleitet.
Um die Pause zu nutzen setzen wir uns an die baumlose Uferböschung des Lago del Gallo und machen Brotzeit. Zwei Rennradfahrer haben sich neben uns eingefunden, die Ampel wird grün, wir lassen alle Autos vorbei. Dann fahren wir zu Viert auf der gekennzeichneten Radspur Höchsttempo, es macht riesig Spaß, Freudensjauchzer. Das große Kettenblatt und der kleinste Zahnkranz sind aufgeschaltet, die Straße hat leichtes Gefälle, die Autos kommen wieder näher, wir müssen sogar bremsen um nicht zu dicht auf sie aufzufahren. War die erste Hälfte des halbrunden Tunnels grober Fels, ist die zweite jetzt aus Beton. Weit vorn wird ein kleiner Lichtpunkt sichtbar, wird dann größer, nimmt halbovale Form an, dann gleißende Helligkeit, wir sind durch. Unmittelbar nach der Tunnelausfahrt die Schweizer Grenzstation Punt la Drossa. Die beiden Mitfahrer können passieren, sie fahren ohne Gepäck, uns hält man an. Der Beamte fragt nach zu verzollenden Waren, wir verneinen. Dann die Nachfrage nach Schnaps im Rucksack. Wir antworten aus Spaß, dass Radsportler doch keinen Schnaps trinken. Humorlos runzelt er nur die Stirn. So kommen wir nicht weiter. Wir bieten ihm an, die Rucksäcke zu durchsuchen. Schließlich glaubt er uns, wir können in die Schweiz einfahren.
Wir stärken uns an dem frischen Wasser einer Quelle.
P.S.: Leider ist der Munt la Schera Tunnel inzwischen für Radler gesperrt.
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