Piancavallo (1267 m)

Der Auslöser meiner Begeisterung fürs Pässeradeln

Günter und ich wollen auf unserer Tour von der adriatischen Tiefebene hinauf nach Piancavallo, dabei müssen wir über 1.100 Höhenmeter überwinden ...

Ich weiß, was uns erwartet, denn diesen Anstieg bin ich vor vielen Jahren schon einmal gefahren, damals am Beginn meiner Radsportleidenschaft mit einem Sportrad ohne richtige Bergübersetzung und mit Turnschuhen.

    Schon in meiner Jugend bin ich gerne Rad gefahren.
    Danach aber verlagerten sich meine Interessen und der Stahlrenner verstaubte im Keller.
    Erst nachdem ich im Beruf Fuß gefasst hatte, erwachte meine alte Liebe wieder. Ich holte mein Sportrad aus dem Keller und begann wieder zu radeln.

    In meiner Schulzeit hatte ich Loredana kennengelernt, sie wohnte in Barcis am Lago di Barcis, ein Kleinod in den Friauler Alpen. Ich hatte sie damals öfters besucht und war von der Landschaft fasziniert.
    Nun wollte ich Barcis mit dem Rad besuchen. So fuhr ich mit dem Auto von unserem Urlaubsort an der Adria nach Aviano, um von dort aus über Piancavallo nach Barcis zu radeln.

    Es war eine Kraftanstrengung ohnegleichen:
    Ohne entsprechendes Training und ohne Rennradausrüstung kämpfte ich mich die damals sehr schmale und bis über 15 % steile Straße hinauf. An einer besonders steilen Stelle kippte ich einfach um, da die Kraft nicht mehr ausreichte, die Pedale niederzudrücken.
    Aber der Kampf mit dem Berg begeisterte mich, die Aussicht hinaus in die Tiefebene Richtung adriatisches Meer war überwältigend. Und in Piancavallo durchströmten mich Glücksgefühle, es geschafft zu haben.
    Von nun an war ich vom Pässeradeln infiziert und es hat mich nicht mehr losgelassen.

... fast gleichmäßig steil der Anstieg. Immer wieder Tiefblicke auf Aviano. Glasscheiben spiegeln in der Sonne. Der Ort wird zunehmend kleiner.
Die Aussicht über die adriatische Tiefebene dafür immer gewaltiger.
Die Sonne scheint gnadenlos auf den Südhang. Der Schweiß brennt in den Augen. Schweißperle um Schweißperle tropft vom Kinn auf das Oberrohr.

Dann endlich sind wir oben, sind in einer Geisterstadt, denn Piancavallo ist eine Skistation, in der im Winter auch Weltcuprennen stattfinden. Allein wenn der Giro d'Italia in Piancavallo Station macht, steppt auch im Sommer hier der Bär.
Uns hält hier nichts. Hinein in die Abfahrt. Die Speichen wirbeln wieder. Über achthundert Höhenmeter fliegen wir durch viele enge Kehren den Pass hinunter.
Hochgenuss pur.
Dann ein überwältigender Anblick. Das smaragdgrüne Wasser des Lago di Barcis blitzt durch die Baumwipfel. Kurz danach sind wir am Lago, die umgebenden Berggipfel spiegeln sich auf der Wasseroberfläche.
Über eine schmale Hängebrücke wird der Lago überquert und in der mir bekannten Bar in der Ortsmitte von Barcis eine Pause eingelegt. Öfters schon bin ich früher mit Loredana hier gesessen.
Wir verwöhnen uns mit Cappuccino und Gebäck. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm. Wir genießen, lachen und albern.

PS:
Eine Italienerin geht vorbei, ist etwas älter und füllig. Günter fragt mich, ob dies vielleicht Loredana sei. Ich gebe keine Antwort, lächle nur.